Nach einer weniger guten Nacht - wir haben beide nicht gut geschlafen - machen wir uns auf in Richtung Brest. Wir haben uns heute nicht wirklich vorbereitet und fahren einfach drauf los, ins Blaue.
Brest liegt 140km von uns entfernt und ist eine Hafenstadt mit rund 140'000 Einwohnern im Westen der Bretagne. Unterwegs haben wir uns einen Parkplatz mit Ladestation ausgesucht, den wir zielstrebig anfahren.
Auf den ersten Blick erreichen wir eine Hafenstadt mit viel mariner Industrie, Schiffsbau und Schiffsrestauration. Im Hafen liegt ein Kreuzfahrtriese, so gross wie eine Stadt.
Zur Landseite hin zeichnet sich eine historische Stadtmauer ab, innerhalb derer auch unser Parkplatz ist. Die Ladeplätze sind frei, können unser Auto relativ "zügig" anschliessen und machen uns auf in die Innenstadt.
Brest - was soll ich euch sagen - war eine sehr ernüchternde Erfahrung. Die Stadt ist tot, die Gebäude sind verfallen. Historische Plätze werden, wenn überhaupt, sehr schlecht instand gehalten. Es ist schmutzig und stinkt nach Dreck. Zeitweise fühle ich mich in meine Kindheit zurückversetzt. Zu DDR Zeiten war es gang und gebe, dass alte Gebäude kaum renoviert wurden. Man liess sie lieber verfallen, riss sie irgendwann ab und baute was Neues. In der "Fussgängerzone" stehen Gebäude aus Nachkriegszeiten, vom Baustil fast schon sozialistisch angehaucht. Wir versuchen etwas darüber zu erfahren, doch Karten und Internet geben nicht viel her. Im Gegenteil - bei google.maps sind viele Teile der Stadt unkenntlich gemacht. Die wenigen Fotos zu dieser Stadt haben wir bewusst in schwarz-weiss gehalten, da so die Stimmung passender rüber kommt (Zusatz: wir befinden uns nur in der Innenstadt, keine Randbezirke).
Danach brauchen wir etwas Anderes, einen Kontrast zu dem Düsteren und Tristen. Deshalb entscheiden wir uns an die nördlich Küste zu fahren.
Diese entpuppt sich zwar als touristischer, jedoch landschaftlich als enorm reizvoll. Es ist wahnsinnig schön hier oben - eine Mischung Sandstränden, felsigen Klippen und seichtem, türkisem Wasser.
Zunächst steuern wir eine kleine Kapelle an, die 'Chapelle de Saint-Samson'. Sie befindet sich an der Küste im Norden von Brest, in der Nähe von 'Landunvez'. Die heutige Kapelle wurde um 1785 erbaut, diente aber wohl als Ersatz einer bereits bestehenden Kapelle.
Auch wenn es so scheint, dass diese Kapelle abgelegen und schwer erreichbar ist, so trügt doch der Schein. Das Gebiet ist touristisch gut erschlossen und man fährt direkt auf der 'Route Touristique' an dieser Kapelle vorbei. Es hat uns etwas Zeit gekostet bis wir sie menschenleer fotografieren konnte. Nichtsdestotrotz ist sie einen Besuch wert, da sie das Keltische auf dieser Halbinsel verkörpert.
Weiter geht es zu einem nächsten touristischen Highlight - die 'Site de Meneham'. Diesmal sind wir darauf vorbereitet, dass wir nicht alleine sein werden. Und der Ausflug lohnt sich. Die Küstenlandschaft hier ist wirklich atemberaubend schön. Unzählige Felsgruppen ragen hier und da aus dem Meer. Auf einigen stehen winzige, weisse Leuchtsignale für die vielen kleinen Boote. Innerhalb der Felsgruppen ist das Wasser seicht und von herrlich blau-türkiser Farbe. Ausserhalb tobt die Brandung in leuchtend, dunklem Blau. Wir können uns gar nicht satt sehen.
Die Felsgruppe sind auch auf dem Land zu sehen. Ähnliches kennen wir sonst nur von Bildern der Seychellen. Zwischen den Felsgruppen stehen Häuser, teils dazwischen eingeklemmt. Uns ist klar, dass wir hier noch eine "wilde" Campingnacht im Auto verbringen wollen.
Abseits von den Attraktionen kurz etwas zu den Strassen. Diese sind hervorragend ausgebaut und lassen sich gut fahren. Es gibt unendlich viele Kreisverkehre und wir träumen Nachts von unserem Navi: "in 200m in den Kreisverkehr einfahren und die zweite Ausfahrt nehmen". Die Strassen sind selten voll und verlaufen häufig schnurgerade. Somit waren auch 400km Tagesleistung mit Besichtigungen kein Problem.
Anhang: Wie jeden Tag werden wir freudig von Chip, dem Hund unserer Gastgeber begrüsst: