Ich weiss, dass ich zwei Tage im Verzug bin. Aber die letzten Tage waren wir entweder auf Strassen unterwegs, wo es sich schlecht schreiben liess (Kreisverkehre) oder aber wir waren zu Fuss unterwegs (Stadt). Deshalb musstet ihr etwas warten bis es weiter geht.
Doch nun ist es endlich soweit und wir rollen in Richtung Hamburg. Und ich habe somit gaaaaanz viel Zeit, um die letzten Tage aufzuarbeiten.
Wir verlassen Roscoff in Richtung Saint-Malo. Um Kilometer zu machen, nehmen wir eine der Schnellstrassen. Übrigens: Wenn ihr in Frankreich den Autobahngebühren entgehen bzw. sie etwas reduzieren wollt, dann nehmt statt den Autobahnen (mit 'A' gekennzeichnet) die Schnellstrassen (mit 'N' gekennzeichnet). Diese sind meist sehr gut ausgebaut und haben ein Tempolimit von 110 km/h (statt 130km/h bei den Autobahnen). Um mittlere Entfernungen zu überbrücken eignen sich diese Strassen besonders gut.
Saint-Malo liegt im Nordwesten der Bretagne und hat rund 47'000 Einwohner. Sie hat einen historischen Stadtkern, der von einer Stadtmauer umgeben ist und an drei Seiten von Wasser begrenzt wird. Erbaut wurde die Stadtmauer im 11./12. Jh. Zu dieser Zeit wurde auch die Kathedrale Saint-Vincent erbaut und die Stadt Saint-Malo getauft.
Schon von weit ausserhalb schliessen wir uns der Kolonne an, die der Altstadt entgegen strömt. Stau! Das erste Mal in diesen Ferien. qu'est-ce-que c'est!
Wir haben uns diesmal vorher etwas schlau gemacht und wissen, dass vor der Stadtmauer lauter Parkplätze sind. Wir haben jedoch nicht gewusst, dass so viele Menschen das gleiche Ziel haben. Und dann wurde auch noch der Bereich mit den Parkplätzen abgesperrt. Wir fahren hinter den Franzosen hinterher und erreichen zu guter Letzt die Parkplätze von der anderen Seite. Es gibt nur noch freie Plätze in der Tiefgarage und wir bekommen einen Platz davon.
Saint-Malo - kleine Gassen gesäumt von wunderschönen Häusern, viele Restaurants, kleine Geschäfte und eine hohe alte Mauer drumherum. Das Flair dieser Stadt ist toll. Und es ist beeindruckend, dass man zu drei Seiten das Meer sieht - türkisblaues, klares Wasser. Die Strände unterhalb der Stadtmauer sind voll und uns wird bewusst, dass hier die Menschen der Stadt ihre freie Zeit verbringen. Wir umrunden die Stadtmauer, schlendern durch die Gassen und kaufen uns zwei Erinnerungsarmbänder für unsere grossen Reiserucksäcke. In einem der vielen Restaurants essen wir noch einmal eine Galette. Irgendwo in der Ferne hören wir einen Dudelsack. Die Nähe zu Grossbritanien wird aber auch in der Sprache deutlich. Man wünscht sich hier ein 'Bon Weekend'.
Wir fahren weiter und machen einen kurzen Abstecher in die Normandie. Und der Unterschied der Landschaft ist schon beeindruckend. Hatten wir eben noch eine leicht hügelige, üppig grüne Landschaft, so haben wir nun plattes Land mit vielen Wiesen und Windmühlen. Die Strände sind nicht mehr mit Granitfelsbrocken dekoriert, sondern sind platt und der Sand ist grau statt gelb/weiss. Das Meer ist bei Ebbe kilometerweit weg, denn hier herrscht der grösste Ebbe-Flut Unterschied an der Küste von bis zu 12m. Die breiten Strände werden fürs Strandkiten genutzt.
Unser Ziel der nächsten kleinen Etappe ist der 'Mont-Saint-Michel'. Erstmal wurde der kreisrunde Felsen, mit einem Durchmesser von fast 900m, im 8 Jahrhundert bebaut. Damals liess Bischof von Avranches die Michaelskapelle errichten. Nach einer holprigen Geschichte und verschiedenen Nutzungsarten wurde der Mont-Saint-Michel 1874 unter Denkmalschutz gestellt und restauriert.
Menschenmassen strömen dorthin und wir haben kurz überlegt, ob wir uns den Felsen mit seiner Stadt nur von der Ferne aus anschauen. Doch da der Parkticketautomat so weit weg ist, dass man schon ein gutes Stück in Richtung "Insel" unterwegs ist, nehmen wir einen der Shuttlebusse und fahren die 2.6km (Alternative wäre gewesen mit Tausenden zu marschieren).
Die "Stadt" ist beeindruckend schön. Doch leider wird sie touristisch zu sehr ausgeschlachtet. Die Menschen schieben sich in 10er Reihen durch die kleinen Gassen, welche von Souvenirläden gesäumt sind. Wir brechen aus dem Massenstrom aus und steigen ein paar Seitengassen über Stufen hinauf. Hier ist es ruhig und man spürt die Geschichte. Man meint schon fast, die Mönche und später die Strafgefangenen durch die Gassen huschen zu sehen.
Da man irgendwann wieder auf den Hauptstrom zurückkehren muss, machen wir kehrt und kehren zum Auto zurück. Unser letztes Etappenziel für den heutigen Tag ist die Stadt Rennes, wo wir zwei Nächte bleiben. Wir haben ein wirklich gutes Parkhaus gefunden - 'Chézy-Dinan' (https://www.c-park.fr/parkings/parking-chezy-dinan-rennes/). Die Ein- und Ausfahrt sind breit genug, es gibt reichlich Elektroparkplätze und es ist über Nacht und am Sonntag verriegelt. Und im Vergleich zu den anderen Parkhäusern und -plätzen kostet es nur die Hälfte. Wir zahlen für zwei Tage €22.50 inkl. Aufladung der Batterie.
Unser Hotel 'Le Magic Hall' (https://www.lemagichall.com) ist ganz in der Nähe und nur 5min Gehminuten vom Zentrum entfernt. Den Abend verbringen wir in der Stadt - völlig ziellos bummeln wir durch die Strassen.
Etwas zum Schmunzeln/Wundern zum Schluss: Wir waren am Abend japanisch Essen. Wir kamen um 19:45 Uhr am Restaurant an, was für uns sehr spät ist. Wir bekamen den letzten Tisch aber nur, weil wir versicherten bis 21:45 Uhr fertig zu sein. Klar schaffen wir das....wunderten uns nur warum. Vielleicht weil sie dann schliessen?
Weit gefehlt! Als wir um genau 21:45 Uhr das Restaurant verliessen, erwartete uns dieses Szenario:
Sie alle wollten noch essen und warteten gut und gerne 30-45 min auf einen Platz. Crazy, isn't it?