Es ist Tag 18 und wir fahren von Sukhothai nach Pai. Es führt uns jedoch nicht auf direktem Weg dorthin, sondern wir nehmen die Strasse parallel zur Grenze von Myanmar. Da die Fahrstrecke rund 670km beträgt, entscheiden wir uns für eine Zwischenübernachtung auf halber Strecke, in Mae Sariang.
Die Fahrt ist geprägt von unzähligen Kurven und so manches Mal hängen wir hinter einem der unzähligen Pickups fest. Pickups sind in Thailand etwa genauso beliebt, wie bei uns der SUV. Eigentlich kann man festhalten, dass man in Thailand entweder ein Motorbike fährt oder eben einen Pickup. Leider schleichen bei Fahrzeugtypen, teils mit 10-20 km/h, um die steilen und engen Kurven. Die Überholmanöver, die man fahren muss, sind oft mit viel Adrenalin verbunden. Doch Michael hat die Fahrweise recht schnell antizipiert, was mir als Beifahrer die ein oder anderen Schweissperlen tropfen lies.
Mae Sariang ist ein kleiner Ort nahe der burmesischen Grenze, am Yuam River. Wir haben eine niedliche Unterkunft gefunden - Riverhouse (The Teak House). Erbaut nur aus Teakholz, liegt es direkt am Fluss. Das Essen hier am Abend war hervorragend, und auch das Frühstück war lecker und reichlich.
Wir fahren die Bergketten rauf und runter, und erreichen mitunter sogar 1500 Höhenmeter. Wann immer wir einen Abzweig nach Myanmar passieren, werden wir von einem Checkpoint der Polizei gestoppt und nach unseren Papieren gefragt. Bei uns sind allerdings sämtlich Überprüfungen schnell erledigt und oftmals auch sehr lustig abgelaufen. Denn auch die Polizisten freuen sich wieder 'Farangs' (Ausländer) zu treffen.
Auf dem Weg nach Pai machen wir einen Abstecher in den äussersten Nordwesten - nach Ban Rak Thai. Hier erhoffen wir uns schöne Teeplantagen und werden nicht enttäuscht. Das Einzige was uns stört ist, dass die Thais ihre Teeplantagen, den Tee und ihre Teedörfer voll auf China ausgerichtet haben - und zwar im Design der Teetüten, in der Teeherstellung, der Aufmachung ihrer Dörfer - einfach alles ist chinesisch, selbst das Essen.
Unsere Unterkunft in der Nähe von Pai ist traumhaft gelegen und eine richtige Wohlfühloase. Das ganze "Anwesen" ist im japanischen Stil gehalten und auch die Einrichtung ist eher dezent und zurückhaltend. Geführt wird dieses Homestay von Chip und seiner Frau. Er ist freischaffender Künstler und mit dem 'Homestay' haben beide ein geregeltes Einkommen (mal von der Coronazeit abgesehen).
Pai selber ist sehr touristisch. Angesprochen werden hier vor allem junge Reisende in einem Alter von 20-25 Jahren, die auf der Suche nach Parties, Alkohol und Cannabis sind. Uns fällt auf, dass es viele Produkte mit Cannabis gibt, was uns wundert und neugierig macht. Und unsere Recherchen ergeben, dass Thailand das erste Land Asiens ist, dass den Konsum im Jahre 2018 legalisiert hat.
Der Ort ist geprägt von Tatoostudios und Partylokalen, was uns so gar nicht reizt. Weshalb wir mehrheitlich in der Unterkunft essen. Chip und seine Frau kochen beide. Sie kümmert sich um das thailändische Essen und dem sehr feinen Backwerk, während Chip eher westlich-asiatische Fusionküche kocht (z.B. einen extrem leckeren Chickenburger mit einer grossartig asiatischen Note).
Oh, fast hätte ich es vergessen: Chip und seine Frau haben ein Haustier namens Moo - eine 'kleine' Schildkröte von rund 70cm Länge und einer Höhe von rund 40cm.
Wir besichtigen am zweiten Tag die 'Nam Lod Cave' - rund 50km von Pai entfernt. Es ist ein Höhlensystem von rund 1.6km Länge und nur mit einer sogenannten 'Laternenführerin' zu betreten. Der Eintritt kostet uns beide 500 Baht (inkl Führerin und Boot). In ihr leben unzählige Fledermäuse und Mauersegler, was wir vorher nicht wussten.
Wir durchlaufen die erste und die zweite Höhle, in dem wir zahlreiche Leitern und Treppen hinauf- und hinabsteigen. Teils senkrecht geht es hoch bzw. runter. Es herrscht die totale Finsternis und nur das Licht der Gaslaterne erhellt uns den Weg und die unglaublich schönen Gesteinsformationen. Irgendwann hören wir Wasser und wir steigen hinab. An einem Strand in der Höhle besteigen wir ein schmales Bambusfloss.
Das Wasser steht rund zwei Finger unterhalb der Bambusstangen und es wimmelt nur so von Fischen, die darauf warten gefüttert zu werden. Sehr speziell in einer Umgebung, die nur durch eine kleine Lichtquelle wahrzunehmen ist. Fast schon unheimlich. Wir gleiten zur dritten Höhle. Der Gestank an diesem Ort ist unbeschreiblich und stammt vom Kot der Abertausenden, ja Millionen von Fledermäusen.
Nachdem wir das Boot dort verlassen haben, geht es wieder steil die Leitern hinaus. Man weiss ehrlich gesagt gar nicht, wo man sich festhalten soll, denn es ist alles zentimeterdick vollgeschissen. Wenn einem dann der Gedanke kommt, dass das Virus, was uns seit mehr als zwei Jahren beschäftig, wahrscheinlich von einer Fledermaus stammt, fühlt man sich gar nicht mehr wohl.
Nach der Tour durch die Höhlen, welche rund 1.5 Stunden dauert, suchen wir die öffentliche Toilette auf und spülen uns erstmal Arme, Beide und Füsse (inkl Schuhe) gründlich ab. Wir sehen aus......schwarz und dreckig....und stinkend noch dazu. Zurück im Quartier geht's dann samt der Klamotten, die wir tragen, unter die Dusche. Alles wird gründlich durchgewaschen. Aber es hat sich gelohnt und wir können es nur jedem empfehlen, diese Besichtigung zu machen.